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Tausche Rollstuhl gegen Rucksack, Teil 3

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Wir sind mit Janis McDavid Richtung Machu Picchu unterwegs. Ohne Rollstuhl. Denn Janis reist auf dem Rücken seiner Freunde in einem Rucksack über die peruanischen Anden. Oder im Sattel. Oder an einer Zipline.

Kann das gut gehen? Werden sie ihr Ziel erreichen? Einige Höhen und Tiefen sind jedenfalls noch zu überstehen. Folgen wir der ungewöhnlich barrierefreien Reisegruppe auf ihrer letzten Etappe…

Teil 3, Vom Tiefpunkt über Höhenflüge zum Gipfel der Gefühle

Sie möchten die Geschichte nochmals von Anfang an lesen? Kein Problem: Hier geht’s zu Teil 1 und Teil 2 der Abenteuer-Reise mit Janis McDavid.

Dschungelkönig

Gestern konnte ich noch, aus meiner warmen Daunenjacke heraus, das Bergpanorama mit seinen schneebedeckten Gipfeln bestaunen. Heute Szenenwechsel: Am zweiten Tag unserer Trekking-Tour beziehen wir Unterkunft mitten im dichten Regenwald. Ich tauche ab in dieses unendliche Grün, bemerke aber am dritten Tag, dass ich mich in einer mentalen Abwärtsspirale befinde. Zum ersten Mal wird es für mich richtig anstrengend. Überraschung: Im Regenwald auf 2700 Meter Höhe wandern bedeutet den ganzen Tag im Regen wandern.

Das Motto (T-Shirt) steht mir, oder? Bei meinem Amazonas-Abenteuer fühle ich mich wirklich wild und frei.

Wild und frei

Warum in aller Welt mache ich immer so verrückte Sachen? Brauche ich diese Grenzerfahrungen, um zu spüren, an welcher Stelle ich noch über mich hinauswachsen kann? Im Alltag liebe ich Strukturen und modernste Technologien. Ich fahre sogar einen smarten Elektro-Rollstuhl, der digital vernetzt ist. Andererseits will ich mich nicht einschränken lassen, sondern wild und frei sein wie der wuchernde Regenwald.

Wenn ich als Motivationsredner über „Grenzen verschieben“ spreche, ist es dann nicht notwendig, diese Erfahrung immer wieder selbst – und möglichst auch freiwillig zu machen?

Mission possible

Das stundenlange „Durch-den-feuchtkalten-Regenwald-geschaukelt-Werden“ hat wider Erwarten meinen Kopf freigemacht. Wie der Nebel, der sich am Ende unserer Tagesstrecke lichtet, sehe ich meine Mission klar vor mir:  Ich will Menschen Möglichkeiten aufzeigen, ihre eigenen Barrieren zu verschieben: Nicht, dass jeder wandern gehen sollte. Es geht mir darum, Erlebnisse zu schaffen, die unvergesslich sind. Erlebnisse, die anregen zum Nachdenken und Hineinspüren, zum neugierigen Erforschen der eigenen Existenz und zum kreativen Umgang mit Umwelteinflüssen.

Dank einer Spezialkonstruktion an der Zipline darf ich gleich lernen, meine Höhenangst zu überwinden

 With a little help from my friends

Wie entsteht Mut? Man sagt ja immer „stell dich deinen Ängsten – face your fears!“. Ich habe in meiner Kindheit extreme Höhenangst gehabt. Auch heute bleibt mir oftmals die Luft weg, wenn es tief runter geht, oder ich auf einem wackligen Untergrund stehe. Und dann ich so: 4600 Meter über dem Meeresspiegel. Fällt dir was auf?

Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss. In diesem Fall kommt es in Form einer selbstverordneten Radikal-Therapie zur Überwindung meiner Höhenphobie. Zip-Lining im Dschungel über hunderte von Metern Abgrund kann ich an der Stelle nur empfehlen. Ernsthaft: Ich hatte so unglaubliches Hemdflattern. Und das fast einen Kilometer lang. Dabei stand anfangs gar nicht  fest, ob ich überhaupt „fliegen“ darf.

Lange haben wir zusammen an einer Lösung gebastelt, bis mein Körper schließlich komplett mit Klettergurten abgesichert ist. Was dabei unglaublich hilfreich war: Der Anbieter hat mich mit aller Kraft unterstützt, diese Grenzerfahrung zu machen. Und so ging es nach einer kurzen Teststrecke über 5 Meter in seinem Büro schließlich im Tandem am Seil über insgesamt sieben Zip-Lining Strecken. Das Tandem ermöglichte mir, aufrecht zu sitzen und quasi eigenhändig abzubremsen.

Seinen ärgsten Feind zu besiegen – in meinem Fall eben die Höhenangst – das löst unfassbare Glücksgefühle aus. Was für ein Adrenalin-Kick, ich war noch Stunden später völlig geflasht!

Yes, you can! Ich habe es geschafft und bin – mit der Hilfe meiner Freunde und allen, die mich auf meinem verrückten Weg hierher unterstützt haben – im legendären Machu Picchu angekommen

Am Gipfel der Gefühle

Kam ich mir eben noch wie neugeboren vor, fühle ich mich jetzt wie eine alte Seele. Wir haben es geschafft, ich stehe am Machu Picchu. Im mystischen Nebel lichtet sich eine der geheimnisvollsten Geschichten menschlicher Zivilisation. Was war das hier: Die Kultstätte einer Hochkultur? Ein streng bewachtes Heiligtum der Inkas, die dieses unwegsame Land so klug kultiviert haben? Ein erhabenes Gefühl beschleicht mich. Mich, den gerade mal einen Meter großen Janis. Das Leben ist eine großartige Herausforderung.

 

Autor: Janis McDavid / Claudia Poguntke

Fotos: Sven Hasse

Über Janis McDavid

Janis McDavid ist Motivationsredner, Buchautor und Weltreisender. Seit Jahren setzt er sich „ungezähmt optimistisch“ für die Überwindung innerer und äußerer Grenzen ein – dass er 1991 ohne Arme und Beine geboren wird, ändert daran nichts.

In seinen Vorträgen motiviert er, auch unter widrigsten Umständen, Chancen zu ergreifen. Seine Erfahrungen geben einen erfrischend optimistischen Blick auf die Entwicklungsmöglichkeiten in einer offenen, inklusiven Gesellschaft.

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